veröffentlicht am Montag, 28.04.2014 19.34 Uhr
Fliessbandarbeiter, Landschaftsgärtner, Zeitungsausträger, Weinkeller- und Strandbeizmitarbeiter. Ich habe während insgesamt mehr als sieben Jahren (zu durchschnittlich gut 60%) in der Privatwirtschaft gearbeitet. Mit dabei waren Jobs über mehrere Jahre wie auch Anstellungen von wenigen Wochen. Vollzeitstellen und Aufgaben, die mich täglich nur eine Stunde beanspruchten.
In jeder dieser Tätigkeiten habe ich - mit der Teuerung auf heute hochgerechnet - weniger als 22.-/Stunde (4000.-/Monat), überall war mein Einsatz dem Arbeitgeber jedoch wesentlich mehr als 16.50/Stunde (3000.-/Monat) wert. Obwohl ich also nach SGB-Definition unwürdig entlöhnt wurde, war ich froh um jede dieser bezahlten Beschäftigungen, da ich so beispielsweise mein Studentenleben finanziell etwas farbenfroher gestalten konnte und auch Erfahrungen sammelte, die ich später in meiner Bewerbung erwähnte. Weiter hat es mir gut getan, meine Freizeit mit sinnvoller Büez zu füllen. Ich bin also im Nachhinein froh und auch etwas stolz, all dies zum entsprechenden Lohn gemacht zu haben.
Schlechtverdiener müssen als Vorwand hinhalten ...
An einem Podium zur Mindestlohninitiative erwähnte ein Besucher zwei Beispiele, wonach eine Person stündlich 8.- (ca. 1500.-/Monat) resp. 13.- (2400.-/Monat) Salär erhalten sollte. Wahrlich knappe Entlöhnungen! Ob sie der Wahrheit entsprechen, bleibt offen, doch auch in den Medien sind ab und an Berichte über ähnlich tiefe Beträge zu lesen. Für solche Menschen wären bereits 3000.-/Monat ein massiv besserer Zahltag, der in der Ostschweiz einer Person zweifellos zu einem bescheidenen Leben reicht. Wieso also fordern Gewerkschaften, SP und Grüne fürstliche 4000.-?
Dass in ländlichen und grenznahen Gebieten tendenziell tiefere Löhne bezahlt werden, wird in der Initiative mit keinem Wort berücksichtigt. Daher sollte sich das geforderte Mindesteinkommen nach den Gegebenheiten der finanziell schwächsten Regionen der Schweiz richten. Allfällige Zuschläge etwa für die starke Nordwestschweiz könnte das Ausführungsgesetz regeln.
... und wären die Opfer.
Obligatorische Lohnerhöhungen von 30% und mehr hätten Arbeitslosigkeit besonders bei Leuten unter 25, Frauen, Ausländern und Ungelernten zur Folge, also bei jeden Gruppen, für die sich die Linken einzusetzen vorgeben. Nichts wird für die Familien gemacht, die durch den Preisanstieg im Lebensmittellädeli, in der Beiz und beim Coiffeur noch stärker unter Druck kommen. Kein Streich wird getan, um die Berufsbildung nicht noch stärker gegenüber der universitären Karriere zu benachteiligen. Im Gegenteil: Wer will noch eine Lehre als Servicefachangestellte machen, wenn man auch ohne Ausbildung 4000.- Lohn hat?
Um auch arbeitswillige Ausländer in den Sozialstaat rutschen zu lassen, eignet sich ebenfalls ein hohes Minimalgehalt. Das ist der Grund, weshalb die nationalsozialistische NPD einen noch höheren Mindestlohn fordert als CDU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag.
Liebe Linke, hättet ihr eine Initiative lanciert, in welcher ein Mindestlohn von 3000.-/Monat für Ungelernte und 3500.-/Monat für Lehrabgänger gefordert würde, hättet ihr mich auf der Ja-Seite. Davon wären auch die eingangs erwähnten Tieflohnbezüger betroffen, nicht aber der 22-Jährige, der einem Studentenjob nachgeht.
Nein zum höchsten Mindestlohn der Welt!