veröffentlicht am Sonntag, 08.12.2013 09.06 Uhr
Die ganze Tagespresse berichtet über Blochers Aussagen zu Nelson Mandelas Tod, dessen Leben und Wirken. Der Zürcher habe sich sehr abschätzig über den südafrikanischen Nationalhelden geäussert. In linken Kolumnen ist zu lesen, dass Blocher ein neidischer und unbelehrbarer Rassist sei.
Negatives über Negatives - Aus dem Gespräch wurden genau jene Sätze heraus genommen, welche den polarisierenden Politik- und Wirtschaftsmann besonders schlecht hinstellen. Das ganze Gespräch dauerte jedoch etwas länger.
Ich habe mir die Mühe gemacht, das Interview, worauf sich die Medienberichte beziehen, wortwörtlich zu rezitieren.
Anmerkungen in Klammern sind Ergänzungen von mir.
Matthias Ackeret: Das zweite Thema ist ein wenig ernsthafter. Heute Morgen: Eine Meldung, die um die Welt gegangen ist: Nelson Mandela ist gestorben. Was hatten Sie da für eine Beziehung?
Christoph Blocher: Ja, Beziehung direkt ja nicht, aber ich verfolgte natürlich die Sache weiter, also, es ist ja einfach ausgedrückt: Nelson Mandela war in Südafrika, das ja eine sehr brutale Rassentrennung zwischen Schwarz und Weiss hatte, kämpfte immer dafür, dass die Schwarzen die gleichen Rechte haben sollten. Und er wurde auch verbannt, also ins Gefängnis. Es war also eine Insel, die vorgelagert war, wo man ihn hinsteckte. Und wie denn die Weissen halt waren, wer da gegen das war, es ging auch darum, ob sie sie stürzen oder nicht, griffen da ziemlich brutal ein. Und Südafrika war ein Teil des südlichen Afrikas.
Eben, Sie waren da in diesem berühmten Komitee …
Ja, Arbeitsgemeinschaft „Südliches Afrika“. Das befasste sich nicht nur mit Südafrika. Und das war zur Zeit des Kalten Krieges. Die Sowjetunion wollte alles machen, um dieses südliche Afrika in den Griff zu bekommen. Weil das war das Kap der guten Hoffnung, damals ganz eine wichtige Route um Afrika herum und wer strategisch die in den Händen hat, hatte einen wichtigen Teil der Weltmacht in den Händen. Und dank dem wichtigsten Staat im südlichen Afrika – Südafrika – wo die Weissen schauten, dass es nicht kommunistisch ist, bekamen sie das nicht in die Hände. Und die Arbeitsgemeinschaft „Südliches Afrika“, wo vor allem auch höhere Offiziere dabei waren, die behandelte (eher befasste) sich vor allem mit diesem Komplex.
… die aber die Apartheit unterstützte.
Nein.
Das war ja der Vorwurf.
Das sagten sie weil wir sagten: „Südafrika soll das Problem selber lösen.“ Und es ist natürlich klar: Russland wollte, dass die Schwarzen das Heft in die Hände bekommen weil mit denen hätten sie es kehren (sinngemäss: drehen) können. Dann sind sie natürlich auch zurückhaltend in einer solchen strategischen Frage. Und die Weissen sagten immer: „Wenn die das in die Hände bekommen, können (oder kommen?) wir nicht mehr.“ Aber man muss immer wissen: Afrika kehrte das Regime selber und zwar die Weissen. Und diese Diskussionen machte ich mit. Und de Klerk, der die nachher kehrte, …
… der Ministerpräsident …
… der ist einmal in die Schweiz gekommen, kurz davor. Der wurde nicht empfangen. In der Schweiz. Vom Bundesrat. Den hätten sie noch vor dem Bundeshaus draussen stehen lassen. Nur damit sie bei der UNO nicht in schlechten Ruf kommen. Und den empfing ich mit zwei, drei Parlamentariern im …
… Bellevue.
… Bellevue. Und der kehrte dann das nachher, als Weisser. Bekam auch den Nobelpreis. Und seit da ist die Rassendiskriminierung verschwunden. Afrika ist ja ein wunderbares Land. Also das muss man schon sagen. Landschaftlich etwas. Und die Weissen hatten das sehr in Ordnung. Aber sie hatten keine Gleichberechtigung. Sie machten alles, die Schwarzen zu integrieren. Die kamen zu Hunderttausenden jedes Jahr aus dem Norden. Alles Schwarze. Weil sie es besser in Südafrika hatten als dort. Aber sie hatten keine politische Rechte.
Aber das Komitee …
Sie machten auch komisches Zeug: Sie schrieben bei den Bänken an: „Nur für Weisse.“ – „Nur für Schwarze.“ Und die Schwarzen wollten auch nicht dort [sein], wo die Weissen sind. Es ist einfach für uns eine komische Denkweise.
Was war denn das Ziel dieses Komitees?
Das Komitee war, dafür zu sorgen, dass Südafrika nicht in die Hände des Kommunismus kommt weil man wusste: Wenn die das dort in den Händen haben, ist der Kalte Krieg auf die linke … also auf die sowjetische Seite kippt das. Das bekommt man nicht mehr in die Hände, wer jene Spitze in den Händen hat. Das wussten auch die Amerikaner. Darum sind … die Amerikaner machten ja immer beides: Die sagten: „Die Apartheit [ist] gar nichts“, aber spannten sofort auch mit den Südafrikanern zusammen. Und ich glaube, das war auch das Verdienst dieser Gruppierungen, die sagten: Lasst die Südafrikaner (oder den Südafrikaner?) das Problem selber lösen. Ihr müsst keine Ratschläge geben.“ Und sie haben es auch selber gelöst. Südafrika ist jetzt schwierig. Also, es muss sehr aufpassen, wer jetzt nach Südafrika geht. Es ist eine hohe Kriminalität, die es früher nie hatte. Es ist schwer, auf die Strasse zu gehen und es geht ihnen natürlich wirtschaftlich auch schlechter als vorher. Aber nach wie vor: Südafrika ist der Staat, der am stärksten ist in Südafrika (eher im südlichen Afrika) und da profitieren auch alle anderen Staaten davon. Und jetzt ist Mandela, also der Vertreter, sie liessen ihn ja frei, und seither ist er natürlich ein Held in Südafrika, gross …
Zu Recht oder zu Unrecht?
Ja doch, ich meine, er trug natürlich sehr viel bei, dass diese Rassendiskriminierung aufhört. Das ist uns fremd, oder? Und ist zu Recht. Da kann man sagen: Der kämpfte das Leben lang. Und er ging ja ins Gefängnis. Das ist ja immer ein Zeichen, dass er es ernst meinte. Er wird vielleicht auch an vielen Orten auch überschätzt und so. Das ist ja dann so: Wenn einer einmal etwas Gutes gemacht hat, dann gilt er für alles etwas Gutes. Aber das ist jetzt also alles vorbei. Also wenn man dort in den Anfangsjahren [schaut]: Die es gesehen haben: Mandelas Haus. [Das ist] also für uns fast ein Palazzo da in [(Ortschaft)]. Und Bischof Tutu, das war der andere …
Das war der Nachbar.
Der war auf der gleichen Seite.
Jaja.
Also die wohnten nicht in Blechhütten. Die waren also gut installiert.
Sie waren es anschauen, oder?
Ja anschauen. Wollte schauen, wo die wohnen und sagte: „Ja nein, also, das ist natürlich hierarchisch.“ Aber das muss in diesen Staaten so sein, dafür von dem oder von dem, halt so wohnt. Und die schauten natürlich mit dem Regime, dass sie nicht arm durch mussten.
Quelle: http://www.teleblocher.ch/archives/2873, 07:12-13:53